Vor ein paar Monaten hat der Gemeinderat der Stadt Laufenburg/Schweiz sein OK gegeben, am 10. April 2025 erfolgte die Baufreigabe und am 5. Mai ist Spatenstich. Das Projekt wurde von der FlexBase Group geplant, die 2022 gegründet wurde und auf einer Fläche von mehr als 20.000 Quadratmetern „den weltweit grössten und modernsten Redox-Flow-Batteriespeicher“ errichten will. Neben dem Speicher baut FlexBase ein Rechenzentrum für Künstliche Intelligenz sowie einen Windkanal für Forschung und Entwicklung im Sportbereich. Wer hat’s erfunden? Diesmal nicht die Schweizer. Aber sie machen es einfach. Und das zügig.
Gründer von FlexBase sind die Aargauer Unternehmer Marcel Aumer und Sascha Carroccio. Zur FlexBase Group gehören fünf Firmen: FB Real Estate AG, FB Data AG, FB Storage AG, FB Power AG und FlexBase Service AG.
Das Projekt ist für ein Städtchen wie Laufenburg mit weniger als 4.000 Einwohnern gigantisch. Der Batteriespeicher soll etwa 1,6 Gigawattstunden speichern können und damit auch in Zeiten von Dunkelflauten Energie zur Verfügung stellen.

Das ehemalige Swissgrid-Gebäude (re.) in Laufenburg. Es wird die Zentrale von FlexBase. Foto: © boldtpublishing.com
Für das Vorhaben FlexBase übernahmen Aumer und Carroccio das ehemalige Gebäude von Swissgrid, das eine wichtige Rolle im europäischen Stromnetz spielt. 1958 wurden hier im Dreiländereck die Stromnetze Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs im 220-Kilovolt-Bereich erstmals zusammengeschaltet und synchronisiert. Der „Stern von Laufenburg“ gilt als Sternstunde des europäischen Stromverbunds.
Eine „Nase“ für zukunftsträchtige Problemlösungen
Swissgrid, die nationale Netzgesellschaft der Schweiz, residiert mittlerweile in Aarau, dem Zentrum des Kantons Aargau. Das brachliegende Gebäude nahe des Wasserkraftwerkes Laufenburg fand Marcel Aumer ideal für die FlexBase-Zentrale. Ihm war als Elektrotechniker, der berufliche Stationen in Unternehmen mit Batteriespeichern hat, klar: Erneuerbare Energien sind vom Wetter abhängig und gefährden im Gegensatz zu Flusskraftwerken als „Nebenwirkung“ die Stabilität der Stromversorgung. Denn der Stromverbrauch steigt stetig, auch durch immer mehr Elektroautos. Der „Blackout“ in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs am 28. April 2025 beweist, dass Aumer ein Näschen für zukunftsträchtige Problemlösungen hat.
FlexBase spiegelt im Namen wider, was das Projekt ausmacht: Für den Batteriespeicher sollen „Redox-Flow„-Batterien eingesetzt werden, die weder brennbar noch explosiv sind und die Leistungsdichte erhöhen. Redox-Flow-Batterien, auch Flüssigbatterie oder Nasszelle genannt, sind elektrochemische Energiespeichersysteme, die auf Reduktions-Oxidations-Reaktionen basieren. Während bei üblichen Batterien die Energiedichte durch das Volumen und die Materialien der Elektroden begrenzt ist, speichern große Redox-Flow-Batterien die Energie in flüssigen Elektrolyten, die in externen Tanks gelagert werden. Häufig kommt dabei Vanadium als Flüssigkeit zum Einsatz. Die dafür nötigen Tanks sollen vier Meter im Durchmesser und 14 Meter hoch werden. Weltrekord, so Marcel Aumer.
Die FlexBase-Halle soll 200 Meter lang und 80 Meter breit werden, 20 Meter unter die Erde und 30 Meter in die Höhe reichen. Aufgrund der Ausmaße des Gebäudes war eine besondere Genehmigung der Einwohnergemeinde Laufenburg notwendig.
Ferrari-Fans als Investoren in erneuerbare Energiedienstleistungen
Witzigerweise konnte der gelernte Elektroinstallateur Aumer als Investoren für sein „Jahrhundertprojekt“ laut einem Bericht der Basler Zeitung auch Leute mit Benzin im Blut gewinnen: Freunde und Bekannte vom Ferrari Owners’ Club Switzerland. „Wir sind keine Raser, pflegen die Gemütlichkeit und organisieren tolle Ausflüge“, so Aumer. Investoren suchen häufig nach großen, nachhaltigen Projekten. Die Investitionen sollen nach unterschiedlichen Berichten irgendwo im einstelligen Milliarden-Franken-Bereich liegen und mehr als 300 Arbeitsplätze schaffen. Die FlexBase Group kooperiert mit Universitäten und Technologieunternehmen in der Grenzregion Nordwestschweiz – Südbaden – Elsass und könnte für Studierende und Fachkräfte eine ideale Plattform zum Start in eine berufliche Zukunft werden.
2028 soll FlexBase die Arbeit aufnehmen. Auf der Website heißt es: „Unsere Vision ist es, ein nachhaltiges Technologiezentrum zu schaffen, das die Grenzen der Innovation erweitert und gleichzeitig unseren Planeten schützt. Wir streben danach, ein Zentrum zu sein, das als Vorbild für nachhaltige Technologie und verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken dient. Das Technologiezentrum soll die Forschung und Entwicklung unterstützen und den Standortvorteil mit technologisch führenden Unternehmen teilen.“